Gibt es nächstes Jahr noch eine Internationale Deutsche Meisterschaft im Strassenrennsport?

Durch | 5. Oktober 2017

Finales Finale der IDM 29. 09. bis 01.10. 2017 in Hockenheim?

War es das jetzt wirklich mit dem hochwertigen Strassenrennsport in Deutschland, wie der IVM am 18. 09. verkündete, oder gibt es  einen Hoffnungsschimmer auf den Fortbestand einer ernst zu nehmenden Meisterschaft als Sprungbrett in den ganz großen Grand Prix Sport?

Mit dieser Fragestellung reisten wir letzte Woche in das Motodrom von Hockenheim, um zu erfahren wie  die Zukunft aussehen könnte.

Schon seit einigen Jahren haben wir erlebt, dass das an sich riesige Fahrerlager nicht mehr so übervoll gefüllt ist, eine zuverlässige Indiz für weniger  Teilnehmer, oder fahren  die falschen Klassen, in der IDM?

Schauen wir die ausgeschriebenen Kategorien im Einzelnen an.

Noch bis 2010 traten allein in der 125 er Klasse um die 60 Fahrer im Training an, um die 40 schnellsten Fahrer zu ermitteln, die dann das Rennen bestreiten durften.

Neben der reinen Fahrkunst, wurde dabei die Abstimmung von Motor und Fahrwerk ein wichtiges Thema für die Fahrer und ihre Techniker.

Kein Wunder, Qualität kommt ja aus der Quantität, es war bis dato üblich, dass die schnellsten Piloten in die Weltmeisterschaft aufstiegen, wenn die finanzielle und organisatorische Basis vorhanden war.

Die Gründe für die Abschaffung der Klasse liegen zwar nicht ursächlich bei den Organisatoren von IDM und DMSB, aber die Moto3 Klasse, die die Nachfolge der 125er übernehmen sollte, konnte wegen zu hoher Kosten, nicht genug Starter für ein akzeptables Feld generieren und die paar deutschen Fahrer die sich es leisten können, müssen im Northern Europe Cup antreten, der in England, Skandinavien und den Niederlanden stattfindet. Oder die Fahrer müssen nach Spanien abwandern um die fahrerische Reife für den GP Sport zu erlangen.

Ein neuer Anlauf in Sachen Nachwuchsförderung wird jetzt mit der 300 er Klasse gemacht, eigentlich ein viel versprechende Klasse mit Einzylinder Viertaktern, die nur noch mehr Starter bräuchte, um eine gute Nachwuchsschmiede zu werden. Das Feld besteht zum Glück aus einer Niederländischen und einer Deutschen Fraktion, die jeweils getrennt gewertet werden.

Als Gaststarter nahm der diesjährige Meister aus der 125 er IGK, der Micky Winkler, erstmals auf einer Viertaktmaschine teil. Er schaffte im Training immerhin den 12. Platz und im verregneten ersten Rennen Platz 8. Am Sonntag, bei bestem Rennwetter, fuhr er fast unauffällig bis auf Platz 3 vor. Ein Beweis, an Talenten fehlt es uns nach wie vor, nicht.

Seine Fahrweise kann man im Beitrag des IGK Rennens von Dijon „ Im Land des Burgunderweines“ im  Onboardvideo Start Nr.86 ab etwa 11min 40 sek.  Laufzeit beobachten, wo er bis zum Ende des Beitrages mit Boris und Reiner Scheidhauer um den Sieg kämpfte.  https://youtu.be/qbE45QyOPt4

Die nächste Klasse, der Twin700 Cup wird mit leicht modifizierten Suzuki SV 650 bestritten, gleiche technische Bedingungen sind bei 30 Startern weitgehend für einen erfolgreichen und spannenden Wettbewerb gegeben.Enttäuschend aber, als es am Samstag vor dem Rennen Regen einsetzte, verzichteten mehr als ein Drittel der Fahrer auf den Start. Egal, ob sie den Umbau auf Regenräder und weichere Fahrwerkseinstellungen nicht geschafft haben, oder einfach das höhere Risiko, eines Regenrennens scheuten, so ein Verhalten ist einer Internationale Deutschen Meisterschaft nicht würdig!

Als nächstes schauen wir den Yamaha Dunlop Cup an, der seit fast 40 Jahren, Rennsport zu einigermaßen überschaubaren Kosten ermöglicht, besonders wenn man einen Yamaha Händler als Unterstützer zur Seite hat. So ist es kein Zufall, dass seit Martin Wimmer, dem ersten Sieger des Cups, viele erfolgreiche Fahrer, wie Markus Reiterberger ihren Weg nach oben hier fanden. Die Rennen waren sehr eng, zu eng fast, denn das letzte Rennen wurde nach zweimaligem sturzbedingten Abbruch an das Ende der Veranstaltung verlegt, leider konnte ich nicht so lange bleiben, um noch dabei sein zu können. Aber sicher war die Qualität des Rennens wie gewohnt. Ob und wo der Cup nächstes Jahr fährt  konnten, oder wollten die Verantwortlichen nicht sagen.

Dann lief noch ein zweiter Suzuki Cup mit 1000 er Superbikes im seriennahen Trimm. An der Spitze sehr stark, fehlte die Leistungsdichte doch ein wenig im Feld.

Hohe Qualität hat dagegen die Supersport 600 Klasse, die wohl nur wegen der hohen Kosten etwas ausgedünnt ist. Auch hier waren hochkarätige Fahrer zu sehen, die sich nichts schenkten.

Das Aushängeschild der IDM, die Superbike mit der Superstock 1000 in einem gemeinsamen Rennen, brachte ein volles Feld an den Start und da die Unterschiede der zwei Kategorien sehr gering sind, wirkte es wie ein Rennen, in dem wie es sich gehört, die besten Fahrer am Ende die Nasen vorn hatten. Der „Reiti“ war für die Konkurrenten, wie erwartet, unantastbar.

Nun haben wir noch die einzige Kategorie, in der noch reinrassige Rennfahrzeuge zum Einsatz kommen, das ist seit Jahren die Gespannklasse, Tummelplatz der Idealisten auf 3 Rädern, die vor einigen Jahren von den, damaligen etwas ahnungslosen Serienmanagern fast nicht mehr akzeptiert worden waren, aber wegen der spektakulären Aktionen unbestritten ihren Platz im Programm haben. Auch in Hockenheim boten sie bei beiden Rennen die gewohnt gute Show.

Doch auch diese Sportler haben keine Ahnung, ob und wie die nächste Saison laufen kann.

Zuschauer waren genügend anwesend um die Berechtigung der IDM zu demonstrieren, der Ticketpreis von € 14.- für den Sonntag und das schöne Wetter waren sicher auch ein Anreiz für Besucher sich einzufinden.

Nicht gesehen wurde der Präsident des DMSB, Motorradrennen sind ihm offenbar wurscht.

Mika Kallio, der schnelle Finne als Entwicklungsfahrer in Diensten von KTM, hat in Speedweek Online eine Lanze für den Fortbestand der Serie gebrochen, die auch für ihn ein wichtiger Schritt in seiner Karriere war.

Inzwischen hat sich mit einer Online Petition „www.Erhalt der IDM“ an den DMSB formiert.

Mir wäre es eine Genugtuung, wenn sich auch zahlreiche Mitglieder des BBM anschließen würden, um wenigstens ein wenig Druck auf die Zuständigen ausüben zu können.

Bis zum Clubabend am 18.Oktober

G.Belm

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