Drama in 4 Akten

Durch | 29. Juni 2017

Ein etwas anderer Rennbericht vom Wochenende in Brünn(CZ) 15.-18. Juni 17, wie ich ihn hoffentlich nicht mehr schreiben muss?

Mit unserem Clubfahrer und Starter in der Int. Zweitaktmeisterschaft Boris Pütz, reiste ich am Donnerstag zum GP Kurs von Brünn in froher Erwartung auf die möglichen Erfolge auf dem anspruchsvollen Masarykring in Südmähren. Obwohl mit 85 Metern Höhendifferenz Motorpower eine große Rolle bei der Rundenzeit spielt, kann man mit geschickter Wahl der Ideallinie ein Manko an Motorleistung etwas ausgleichen.

Die entscheidenden Schlüsselstellen der Strecke hatten wir anhand des Plans bereits besprochen, bevor wir uns zur Nachtruhe begaben. Eine Nachtruhe, die bis etwa 2 Uhr morgen dauerte und aprupt mit Sturm, Regen und Gewitter endete. Die Zelte, bei denen die Seitenwände nicht rechtzeig entfernt worden waren, flogen durchs Fahrerlager und waren reif für die Tonne. Zum Glück schaffte Boris es noch rechtzeitig die Planen zu entfernen, sodass das Zelt überlebte. Leider wurden unsere technischen Aufschriebe der letzten zwei Jahre von Wind und Regen zerstört und auch die für die Motorabstimmung hilfreiche elektrische Wetterstation war hinüber.

Naiv mein Glaube, das sei das Ende des Disasters gewesen Auf nasser Bahn rückte Boris mit Regenreifen zum ersten Training aus und bewies mit der besten Zeit der 125 er Klasse seine Ambitionen für die Rennen. Zum zweiten Training wechselten wir wegen abtrocknenter Fahrbahn noch schnell auf Slicks ,mit nun natürlich schnelleren Rundenzeiten.

Auch die Abstimmung von Motor und Fahrwerk ging mit kleinen Änderungen an der Dämpfung der Gabel und am Federbein bei jedem Lauf, in Richtung Verbesserung, da Boris präzise Aussagen zum Fahrverhalten machen konnte.

Mit jeder Maßnahme pro Trainingslauf am Samstag wuchs die Zuversicht

auf ein gutes Rennergebniss.

Das 1. Rennen am Samstag Nachmittag wurde zur tragischen Stunde der Wahrheit für uns. Wenn jemand fragt, was die schlimmsten Momente im Rennsport sind, antworte ich, das ist ein Rennabbruch und dein Fahrer kommt nicht in die Box zurück und die Rettungsdienste rasen auf die Strecke. Genau diese, zum Glück, seltene Situation, musste ich am Samstag wiedet einmal durchstehen.

Rote Ampel, Furiose Abfahrt von Krankenwagen, Feuerwehr, Rennleitug und technischem Dienst, die meisten Fahrer kehrten in die Box zurück und wirkten eher geschockt, das waren die sicheren Anzeichen für einen schweren Rennunfall.

Nachdem schon die Aussagen der Streckenposten in astreinem tschechisch wenig hilfreich waren, um die Lage einschätzen zu können, erging es mit den Aussagen der zurück gekehrten Fahrer nicht viel besser. Von „Der Boris ist 2 Meter hoch durch die Luft geflogen“, bis zu „er hat sein Motorrad selbst zur Seite geschoben“, wurde berichtet. Also schwang ich mich auf ein Radl um zu sehen, was passiert war. Nun ist so eine GP-Strecke perfekt von unerwünschten Besuchern abgesichert und ich fand keine Möglichkeit an die Unfallstelle zu kommen. Also zurück zum Medical Center im Fahrerlager, doch auch dort bekam ich keine brauchbare Auskunft. „Es hat gebrannt , auf der Strecke „ war eine auch nicht gerade beruhigende Aussage.

Zurück an unserem Standplatz im Faherlager endete das Chaos für mich erst als endlich der Schleppwagen Boris und das Motorrad einigermaßen heil ablieferten.

Boris berichtete, wie der Motor plötzlich im schnellen Bergabstück nicht mehr beschleunigte und ihm der folgende Fahrer in die Maschine fuhr und deshalb zu Sturz kam. Da es in der dritten Runde passierte, war das Feld noch so dicht beisammen, dass noch 4 weitere Teilnehmer zu Sturz kamen und zum Teil schwer verletzt ins Krankenhaus eingeliefert werden mußten. Dazu geriet ein Bike in Brand, den die Feuerwehr schnell ersticken konnte. Einige weitere, der inzwischen ja schon kostbar zu nennenden Maschinen, mutierten zu Totalschäden.

Wir öffneten den Motor der „Resi“, wie unser Bike seit Anfang genannt wird, um die Ursache des Schadens zu erkunden. Am Zyl.kopf waren zwei Stehbolzen gerissen, ein sicherer Indikator für einen Wasserschlag im Motor. Dadurch wurde unsere neu eingebaute Kurbelwelle auch wieder unbrauchbar und diese Teile gibt es, wegen ihrer Rarität, nur noch zu horrenden Preisen im Internet, da Honda keine Teile mehr herstellt oder liefert.

Da wir das sonntägliche Rennen noch bestreiten wollten, begannen wir kurz vor 20.00 Uhr mit dem Tausch des Motors, wir hatten ja unseren zuverlässigen aber nicht so starken, Standardmotor dabei. Kurz nach 22.00 Uhr war alles erledigt, einschließlich Tausch des Kabelbaums.

Am nächsten Morgen verkündete die Rennleitung, dass das abgebrochene Rennen vom Vortag anstatt des Warm up am Vormittag noch einmal laufen würde.

Schön für den Sport, aber schlecht für uns, da dieser Motor nur mit einer ganz anderen Vergaserabstimmung die volle Leistung abgibt. Wir waren beim Rennen selbst überrascht wie gut wir die Einstellung auf Anhieb getroffen hatten, denn Boris konnte sich bis Runde 3 auf Platz 3 der 125 er behaupten.

Leider kam nun der dritte Teil unseres Dramas, indem ein Kurzschluß die Maschine lahmlegte und den Kabelbaum verschmoren lies.

Trotz unserer inzwischen langen Gesichter machten wir uns daran, den Kabelbaum zu tauschen, einen hatten wir ja noch und die 2 Stunden bis zum finalen Rennen dürften reichen, um rechtzeitig fertig zu werden.

Tatsächlich 45 Minuten vor dem Rennstart war die Arbeit erledigt, Zeit für den 4. Akt des Dramas, die Honda gab keinen Mucks von sich, als wir sie starten wollten. Kein Zündfunke wie die schnelle Diagnose ergab. War der Kabelbaum, der ja nur als Reserve seit Jahren dabei war, unbemerkt defekt geworden? Oder was konnte noch sein? Es blieb fast nur noch die Elektronikbox als Fehlerquelle, verursacht vom Kurzschluß, war unsere Hoffnung. Ein Konkurrent lieh uns zum Glück seine Reservezündbox und die „Resi“ konnte noch rechtzeitig vor dem Start wie gewohnt, angewärmt werden.

Trotz schnellerer Rundenzeiten als am bisherigen Wochenende reichte es nur zum 4. Platz, wenn auch nur 1 Zehntelsekunde hinter dem Dritten.

An dieser Stelle möchte ich allen Danke sagen, die uns bei der ständigen Schrauberei Essen und Trinken zur Verfügung stellten und besonders mit Teilen geholfen haben.

Mit der Zuversicht, dass der Bericht vom nächsten Lauf in Assen im üblichen Rahmen bleibt

Günter

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